Michèle rezensiert Hexenherz von Monika Loerchner

Michèle von 
rezensiert:




Europa, 1466: Als die Hexenverfolgung immer weiter um sich greift, schreitet die bisher geheime Elite der Hexen ein und offenbart: Jede Frau ist der Magie fähig! 

550 Jahre später wächst die junge Hexe und staatstreue Gardistin Helena in einer Gesellschaft heran, in der die Vorherrschaft der Frauen unumstößlich scheint. 
Sie träumt davon, weiter im Dienst der höchsten Hexe, der Goldenen Frau, aufzusteigen. 
Doch als sie Opfer einer Intrige wird und fliehen muss, gerät sie in die Fänge von Rebellen. Denn auch das stärkste Regime hat seine Fehler – und seine Feinde …

Meinung

Ich habe mich im Rahmen der Buchbloggerbox Aktion von Manus Bücherregal auf diese Geschichte beworben, weil ich erstens Hexen liebe und zweitens der Klappentext sehr vielversprechend klang.
Und ich wurde nicht enttäuscht, nein, mehr noch. Dieses Buch hat mich wahrlich überrascht, denn erwartet hatte ich etwas ganz anderes.
Beim Lesen der Rückseite habe ich mir folgende Story vorgestellt:
Die Protagonistin Helena, eine Hexe, wird gefangen/flieht genommen und...
a.) ...erfährt, dass sie eine viel größere Macht besitzt, als gedacht - und wird deshalb von der "Goldenen Frau" zusammen mit den Rebellen gejagt.
b.) ...verliebt sich in den/die Anführer/in der Rebellen, ändert ihre Meinung und bekämpft gemeinsam mit ihnen das Regime der Hexen.
c.) ...erkennt einfach nur, dass sie jahrelang eine Lüge gelebt hat und schließt sich deshalb den Rebellen an.

Niemals jedoch wäre ich auf den eigentlichen Verlauf der Geschichte gekommen - keine Sorge, den werde ich euch nicht verraten.
Fangen wir aber erstmal von vorne an.
Der Schreibstil der Autorin ist von der ersten Seite an faszinierend. Genau mein Humor, leicht zu lesen - zum Ende hin zog es sich ein bisschen, aber das lasse ich jetzt mal kurz außer Acht.
Die Welt, die die Autorin erschaffen hat (ob Realität oder nicht, das habe ich leider nicht herausgefunden, ich war noch nie gut in Erdkunde), hätte allerdings für mich eine Karte gebraucht.
Nur zu gerne hätte ich Helenas Weg von ihrer anfänglichen Stationierung, über das Rebellenlager, zur Hauptstadt Annaburg und dann in die Heimat zurückverfolgen können. Also bildlich.
Das Buch selbst ist in drei Teile aufgeteilt. Teil Eins fällt - als Prolog relativ lang - zum Rest jedoch extrem kurz aus. Hier erfährt der Leser einiges über die junge Helena und warum sie sich vermutlich so entwickelt hat, wie man sie in Teil Zwei und drei erlebt.
Teil Zwei beschreibt größtenteils Helenas Leben bei den Rebellen. Rebellen sind sie deshalb, weil sie es gewagt haben, sich entgegen dem Gesetz des Goldenen Reichs als gleichberechtigt zu betrachten und diese "falsche Meinung" nun verbreiten wollen.
(Wie kann dieses Verräterpack es wagen zu behaupten, dass Mann und Frau gleichgestellt sind. Frauen haben Magie. Männer nicht. Sie stehen unter uns und wir beschützen sie. Ende der Geschichte. - würde Helena jetzt vermutlich sagen.)
Teil Drei dreht sich um - nennen wir es Helenas Reinigung. Sie soll von der Intrige, der sie zum Opfer fiel freigesprochen werden und befindet sich dazu mit zwei Wächterinnen in der Goldenen Stadt, in Annaburg. Und dort hat die Autorin nochmals eine interessante Wendung eingebaut, mit der ich so nicht gerechnet hätte.
Das Buch ist für mich rückblickend betrachtet keine leichte Kost gewesen.
Es geht um Magie in verschiedensten Formen, um höhere Systeme, um Gesetze und Analen. Zwischen den Kapiteln gibt es immer wieder Einblicke in die Vergangenheit, ein Versuch der Autorin die Gründung des Hexenreiches zu erklären.
Verstanden habe ich das allerdings nicht so richtig. Fand ich persönlich für die Story auch nicht ausschlaggebend.
Der Punkt jedoch, warum mich dieses Buch so überzeugt hat und das trotz ein paar wenigen langatmigen Stellen, ist Helena.
Ich habe selten eine willensstärkere Protagonistin erlebt als sie.
Die meisten weiblichen... und auch männlichen Charaktere, die zu Beginn einer Geschichte eine feste Meinung haben, Knicken sehr schnell ein, ändern ihre Meinung, schwimmen sofort mit dem Storm und machen generell das, was man als Leser von ihnen erwartet.
Helena jedoch hat einen unerschütterlich Glauben. Gerade denke ich, dass sie jetzt das tut, was Protas an dieser Stelle normalerweise machen und dann tut sie genau das Gegenteil. 
Das war extrem erfrischend und hat mich echt gefesselt.

🌺 Fazit: 

Das Hexenherz ist groß und hat viele Facetten.
Neben den Abenteuern von Helena und ihrem eisigen Feuer - anders kann man ihr Temperament nicht betiteln - geht es in dem Buch auch um Grenzen, die niemals überschritten werden dürfen.
Wie es ist in einer von Frauen regierten Welt zu leben. Ohne Gleichberechtigung, aber in ihren Augen mit Gerechtigkeit.
Dieses Buch empfehle ich allen, die die Welt mal von der anderen Seite sehen wollen - und mit verqueren Ansichten, Magie und Rebellion umgehen können.
Wegen den wenigen langatmigen Stellen und den - für mich überflüssigen Zwischenkapiteln - ziehe ich ein halbes Sternchen ab.
Ansonsten ein Applaus für die Autorin.

4,5 von 5 ⭐️ Suchti-Sterne.


Hier gelangt ihr zur Facebookrezension

Buchinfos

Monika Loerchner
"Hexenherz- Eisiger Zorn"
Einzelband
Genre: Fantasy
Taschenbuch: 15,00 €
eBook 5,99 €
440 Seiten Printausgabe
Herausgeber: Acabus Verlag
Erscheinungsdatum:13. Februar 2017


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