Michèle von
rezensiert:
"Als das Leben mich aufgab, war ich 16 Jahre alt und trug keine Schuhe...
Keine Ahnung, wie ich gestorben bin oder wie ich heiße, aber ich nenne mich Mai.
Ja, richtig, wie der Monat.
Im Jenseits wollten sie mich nicht haben.
Zu viele unerledigte Dinge, haben sie gesagt.
Darum stehe ich jetzt hier mit einer Handvoll Briefe an Menschen, an die ich mich nicht mehr erinnern kann.
Doch möchte ich das überhaupt?
Möchte ich meine Vergangenheit wiedererwecken?
Wissen, wer ich war, wen ich liebte und wie ich starb?
Eigentlich nicht und doch wird diese Reise mir im Tod mehr über das Leben lehren, als es das Leben selbst je gekonnt hat."
Meinung:
Und was soll ich sagen?
Ney Schreibstil kriecht unter die Haut, nistet sich ein und macht sich breit. Verursacht Welle um Welle Gänsehaut und lässt einen das Leben mit ganz anderen Augen sehen.
Dies' ist die Geschichte von Mai, dem Mädchen ohne Schuhe, das für einen kurzen Zeitraum zurück auf die Erde kehrt, um fünf Briefe zu überbringen. Unerledigtes, Dinge, mit denen sie im Leben nicht abschließen konnte. An Menschen, die sie nicht kennt. Eigentlich. An den besten Freund, ihre Schwester, ihre Mutter und so weiter...
Und mit jedem Brief, den sie übergibt, kehren die Erinnerungen zurück.
Aber die sind nicht immer schön...
Dabei stets an ihrer Seite: Naoma, die Neue; Raven, der ihr hilft nicht in Schwierigkeiten zu geraten und die Lektionen, die ihr das Leben erteilt.
Die Autorin hat es wundervoll gemeistert, die Balance zwischen "Sein" und "Nicht Sein" zu erschaffen.
Mai, die Protagonistin, erscheint mir oft - auch außerhalb der Erinnerungen - sehr weit weg vom Leben zu sein.
Erst ist sie greifbar, man ist als Leser mitten drin, man folgt ihren Gedanken und dann auf einmal ist sie ganz woanders. In einem anderen Thema. Sie klingt dann auch nicht mehr wie ein 16-jähriges Mädchen, das von den Toten zurückgekehrt ist, sonder wie jemand, der schon alles gesehen, die ganze Welt bereist und alle Erfahrungen gesammelt hat, die man sammeln kann.
Sie klingt oftmals weise. Und das passt mir nicht ganz ins Bild.
Aber es ist eine Betrachtung, die ich vollkommen verstehe, auch wenn ich anderer Meinung bin.
Ney versetzt den Leser in die Lage des Beobachters.
Man sieht den Tod, man fühlt die Gedanken, man spürt jedes Wort.
Es ist ein kurzer Einblick in die Gedankenwelt eines Mädchens, dessen Glück aufgebraucht schien.
Eine schöne Umschreibung aus dem Buch besagt:
Das Leben ist wie eine Scheibe. Wenn man zu viel Glück oder zu viel Unglück hat, dann kippt die Scheibe.
Und niemand weiß, was dann kommt.
Fazit:
"Als das Leben mich aufgab" ist ein emotionaler Roman. Für Grübler, Denker und für alle, die eine Idee und Perspektive brauchen, für das was nach dem Leben kommt.
Ney hat es geschafft, das Thema "Tod" und wie man damit umgeht, in wunderschöne Worte zu kleiden und sie dem Leser ohne viel Tränen oder Verlustgefühl, nahe zu bringen.
Mai, Liv, Leo, Tris, Savia und Naoma gehen unter die Haut, wenn man es zulässt.
Einzig die zu große Weisheit passt für mich nicht ins Bild, wird für andere aber vermutlich zu einem Monatshighlight führen.
Ich vergebe 4,5 von 5 Suchti-Sterne.
Buchinfos
Ney Sceatcher
"Als das Leben mich aufgab"
Einzelband
Genre: Drama
Taschenbuch: 12,99 €
eBook 3,99 €
220 Seiten Printausgabe
Herausgeber: Zeilengold Verlag
Erscheinungsdatum: 14. Juni 2017
Ab 14 Jahren empfohlen
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