Davor und Danach-Überleben ist nicht genug, Nicky Singer


"Ich weiß natürlich, dass es zu viele Menschen auf unserem Planaten gibt, dass es auf der Erde zu heiß ist und dass viele Menschen fortziehen. Nach Norden gehen. Und ich weiß, dass der Norden das nicht schaffen kann. Aber die Sache ist die: Ich will leben."
Auszug aus "Davor und Danach-Überleben ist nicht genug" von Nicky Singer



Was zählt, wenn die Welt am Abgrund steht? 
Verändern Klimawandel und Flucht unsere Menschlichkeit?
Die 14-jährige Mhairi lebt in einer Welt in der es zu viele Menschen gibt und Wasser nur noch im Norden zu finden ist. Sie besitzt zwei Dinge: einen Revolver und ihre Papiere. 
Ihr einziges Ziel ist es, zu überleben. 
Dank ihrer Papiere wird es Mhairi bis in den Norden schaffen. Hoffentlich. 
Doch dann trifft sie kurz vor dem Grenzpunkt einem kleinen Jungen. 
Ist sie bereit, alles für ihn zu riskieren?
 

Wie hat es mir gefallen?

Es gibt Bücher die klingen auch nach dem Lesen noch lange nach. Weil sie so intensiv sind, so einprägend und schockierend.
"Davor und Danach" gehört für mich seit heute dazu. Das Buch wird als Dystopie gehandelt und ist aber dennoch aktuell wie nie. Die vermeintliche Zukunftsvision gibt es auch heute schon. Die Geschichte befasst sich auf sehr eindringliche Art und Weise mit dem Themen Flucht und Menschlichkeit. 
Mhairi ist zu Beginn des Buches fast schon am Ziel und wir steigen ein als sie auf den Jungen trifft. Mhairi hat einen sehr ungewöhnlichen Erzählstil. Die Flucht ist nicht spurlos an ihr vorbei gegangen und was sie alles auf dieser erlebt hat, mag ich mir gar nicht ausmalen. Der Schreibstil lässt sich am Besten mit kurz, radikal und simpel beschreiben. Ich muss zugeben, dass ich mich daran erst einmal gewöhnen musste. Dennoch empfand ich ihn als sehr passend, denn Mhairi beschönigt nichts, umschreibt nichts und nennt oft die klaren und harten Fakten. Vieles wirkt wie eine Ohrfeige. Knallhart werden sehr brisante Themen wie Fremdenhast, Flüchtlingsprobleme und fehlende Menschlichkeit ohne Scheuklappen angesprochen. Radikal eben. 
Die Ereignisse der Flucht verarbeitet Mhairi in kurzen Rückblenden, soweit man da von einer wirklichen Verarbeitung sprechen kann, denn Mhairi ist ein gebranntes Kind und hat in ihren jungen Jahren schon zu viel Schreckliches erlebt.
In mein Herz geschlossen habe ich den Jungen, was wirklich faszinierend ist, denn der Junge ist kein Kind großer Worte. Eigentlich ist er auch eher eine Nebenfigur. Dennoch mochte ich ihn sehr gern, denn er ist die eigentliche Schlüsselfigur. Durch ihn beginnt Mhairi umzudenken. Über das Ende möchte ich nicht schreiben, denn das hat mich völlig überrascht. Nur soviel, es werden keine Lösungen für die angesprochenen Probleme benannt. Diese sollte man selbst finden.

Mein Fazit

"Davor und Danach" ist eine Dystopie die nichts beschönigt und radikal der Gesellschaft den Spiegel vorhält. Die Geschichte hat mich zum Weinen gebracht und zum Denken angeregt. Die ganze Geschichte ist wie eine Ohrfeige. radikal, ehrlich und leider auch aktuell wie nie.

© Buchcover, Zitate, Inhaltsangabe: Oetinger Verlag/Dressler

© Foto: Doreen Frick


 
Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, enthält aber meine eigene und freie Meinung.
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