Vertrauen und Verrat, Erin Beaty


"Sie unterbrach sich, weil ihr plötzlich klar wurde, was ihr Onkel gemeint hatte. Ihr fiel das Buch aus der Hand. "Ich soll verkuppelt werden?" Onkel William nickte, offenkundig zufrieden."
 Auszug aus "Vertrauen und Verrat" von Erin Beaty aus dem Carlsen Verlag

Mit einem Mann verheiratet zu werden, den sie noch nie getroffen hat: 
für Sage der absolute Albtraum, doch Tradition im Reich Demora. Um dem zu entgehen, beginnt Sage eine Lehre bei einer Kupplerin und begleitet zehn junge Damen aus adeligen Familien zum großen Verkupplungsball. 
Ihre Aufgabe ist es, die Bräute – und die Soldaten, die auf der Reise für ihre Sicherheit sorgen – zu bespitzeln. Denn im Reich braut sich ein Krieg zusammen. Schon bald findet Sage sich zwischen den Fronten wieder. 
Und sie, die nie heiraten wollte, stolpert geradewegs auf eine große Liebe zu. 
Doch wem kann sie wirklich trauen?


Wie hat es mir gefallen?
"Vertrauen und Verrat" ist der Auftakt zu der Kampf um Demora Reihe. Das Cover ist ein wenig irreführend wie ich finde, denn ich hatte irgendwie eine Entführungsgeschichte mit Sklaverei erwartet. Hingegen der Klapptext verrät schon ein bisschen zu viel.
90 Prozent der Geschichte drehen sich um die Reise der Bräute in die Hauptstadt. Die Autorin erschafft ein tolles Setting. Demora ist ein interessanter Weltentwurf, in dem Intrigen und die drohende Gefahr eines Krieges vorherrschen. Die Welt lehnt sich eng an unser Mittelalter an. Die Idee hinter der Aufgabe der Kupplerin fand ich grandios und auch gar nicht so grausam wie man anfangs vermutet, denn das "Verkuppeln" hat nichts mit einer Zwangsehe zu tun. 
Der Schreibstil hat mich irgendwie an einen Jane Austen Film erinnert. Ich kann es nicht treffender beschreiben :-) Die Dialoge sind der damaligen Zeit angepasst gestaltet. Manchmal etwas schwülstig und poetisch, aber man gewöhnt sich schnell daran. 
Sage ist eine Protagonistin mit der ich bis zum Schluss nicht richtig warm geworden bin. Sie ist nett, mutig und nicht auf den Mund gefallen. Auch liebt sie es auf Bäume zu klettern und Hosen zu tragen. Alles Eigenschaften die sie mir eigentlich sympathisch machen sollten, aber trotzdem wirkte sie irgendwie nicht echt. Ich hatte eher das Gefühl, dass die Autorin mit aller Macht versucht hat sie als die perfekte Heldin darzustellen und dabei Sage jedoch etwas gestelzt wirkte. Den männlichen Hauptprotagonisten fand ich hingegen deutlich besser gelungen. Er hat Ecken und Kanten die ich gut nachvollziehen konnte und seine Art hat mir gefallen.
Die Story selbst plätschert im Mittelteil etwas vor sich hin ohne wirkliche Höhepunkt und nimmt erst zum Ende hin wieder Fahrt auf. Da überschlagen sich die Ereignisse plötzlich und ich wurde für die etwas lange Durststrecke voll entschädigt. 
Anders als erwartet gibt es keinen Cliffhanger am Ende, was mich positiv überrascht hat. Natürlich möchte ich wissen wie es mit Demora weiter geht.

Mein Fazit

"Vertrauen und Verrat" war anders als ich erwartet habe. Der Weltenentwurf ist überzeugend und interessant und in den männlichen Hauptprotagonisten hätte ich mich wahrscheinlich auch verliebt. Etwas gestört hat mich der doch sehr ruhige Mittelteil in dem nicht wirklich viel passiert, doch am Ende wurde ich mit einem spannenden und actionreichen Finale versöhnt, so dass ich mich dennoch sehr auf den nächsten Teil freue.


© Buchcover, Zitate, Inhaltsangabe: Carlsen Verlag
© Fotos: Doreen Frick

 
Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, enthält aber meine eigene und freie Meinung.
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